Ursprünglich war der Fachtag klinikintern geplant, aber die Bedeutung des Themas lockte auch externe Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Klinik. Inhaltlich befasste sich der Fachtag mit dem schwierigen Thema „Suizidalität“. In Deutschland nehmen sich jährlich mehr als 10.000 Menschen das Leben. Pflegedirektor Wolfram Köny betonte daher in seiner Begrüßung die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Suizidprävention ist ein wichtiges Thema
Gemäß der Erkenntnis von Berthold Brecht „Will man etwas Schweres bewältigen, muss man es leicht angehen“, leitete Jonathan Gutmann, Fachpfleger für Psychiatrische Pflege, mit seinem Beitrag „Holding onto hope – Stellvertretend die Hoffnung bewahren“ in die Veranstaltung ein. Er machte deutlich, wie wichtig es ist, auch dort Hoffnung zu bewahren, wo es manche Menschen das alleine nicht mehr können. Wo Licht ist, sei immer auch Hoffnung. In seinem Schlusssatz appellierte er daher an die Zuhörerinnen und Zuhörer, Licht für andere Menschen zu sein. Im zweiten Beitrag stellten Julia Zehelein und Martin Gierke (beide Richter am Amtsgericht Bad Homburg) rechtliche Aspekte bei Suizidalität vor. Dabei ging es unter anderen um Freiverantwortlichkeit und eingeschränktes Selbstbestimmungsrecht. Zur Veranschaulichung brachten sie viele Praxisbeispiele, Gerichtsentscheidungen und Urteile mit. In ihrem Beitrag wurde vor allem die Bedeutung einer genauen und guten Dokumentation hervorgehoben.
Persönliche Betroffenheit
Nach einer kurzen Pause begann der sehr persönliche Block des Fachtages, in dem zunächst ein Angehöriger über den Suizid seiner Tochter und den schmerzhaften Umgang damit berichtete. Anschließend wurde per Video ein Kurzporträt einer Frankfurter Künstlerin gezeigt, die bereits im frühen Kindesalter ihren ersten Suizidversuch unternahm, dem im Laufe ihres Lebens noch weitere folgen sollten. Anschließend stellte sie sich erstmals persönlich den Fragen eines größeren Publikums zu diesem Video. Beide Beiträge bewegten die Besucherinnen und Besucher des Fachtages und es gab viel Anteilnahme und Bewunderung für den Mut und die Offenheit, über diese schwierigen und teilweise immer noch tabuisierten Themen zu sprechen.
Prävention, Spiritualität und Ethik
Nach der Mittagspause stellte Inga Beig, Psychologin am Gesundheitsamt Frankfurt und FRANS-Koordinatorin das Projekt „Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention“ vor und betonte die Wichtigkeit der Suizidprävention. Sie berichtete über verschiedene regionale Hilfs- und Unterstützungsangebote und kritisierte die Problematik der hohen Kosten von Präventionskampagnen. Anschließend referierte Andreas Vogt, Pflegedienstleiter der Abteilung Allgemeinpsychiatrie der DGD Klinik Hohe Mark zum Thema „Spiritualität und Suizid“. Dabei ging er auf die unterschiedlichen Sichtweisen auch im religiösen Kontext ein. Obwohl Suizidalität prinzipiell jeden Menschen betreffen kann, kann ein authentisch gelebter Glaube ein wichtiger Schutzfaktor sein. Dies verdeutlichte abschließend auch Prof. Dr. Markus Steffens (Ärztlicher Direktor der DGD Klinik Hohe Mark, Chefarzt und Vorsteher des Klinischen Ethik-Komitees) in seinem Vortrag über Suizidalität als ethisches Dilemma.
Am Ende des Fachtages wurde deutlich, wie wichtig solche trialogisch gestalteten Veranstaltungen sind und man war sich einig: Es wird sicher nicht die letzte Veranstaltung in diesem Format gewesen sein.