Die verschiedenen Formen von Zwangsstörungen / Zwangserkrankungen zählen nach Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. 

Die große Herausforderung bei Zwangsstörungen / Zwangserkrankungen ist, dass Betroffene oft erst nach Jahren professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die gute Nachricht lautet, dass Hilfe in den meisten Fällen möglich ist. Die DGD Klinik Hohe Mark hat langjährige Erfahrung in der Behandlung von Erkrankungen dieser Art, zu denen etwa Zwangshandlungen wie Kontrollzwänge, Waschzwänge oder auch Zwangsgedanken gehören.

Symptome

Zwangserkrankungen bieten in der Regel eine bizarre, für Außenstehende nicht nachvollziehbare Symptomatik. Das ist auch Betroffenen bewusst, und so versuchen sie, so viel wie möglich davon für sich zu behalten und zu verstecken. Das belastet ihr Leben natürlich zusätzlich. Zwangskranke kommen oft erst in Therapie, wenn sie schon eine mittelschwere Depression entwickelt haben. Symptome sind zum einen Zwangshandlungen wie Kontrollzwänge, Waschzwänge, Ordnungs- und Berührzwänge. Der andere wichtige Symptombereich sind die Zwangsgedanken. Zu etwa 70 Prozent treten sie mit Zwangshandlungen gemeinsam auf. Dazu gehört Zweifeln, Impulse (z.B. jemanden verletzen zu müssen), Vorstellungen und Bilder (beängstigender Szenarien) und der Zählzwang beziehungsweise rituelle Wiederholungen.

Der wichtigste Punkt im Erstkontakt mit Betroffenen ist fast immer, zunächst die Peinlichkeit aus der Situation zu nehmen. Dabei sind sachliche Informationen darüber hilfreich, dass die beschriebenen Ängste, Vermeidungsstrategien und Impulse Ausdruck einer bekannten Störung sind, unter der viele Menschen leiden. Denn mehr als zwei Prozent der Bevölkerung entwickeln in mindestens einer Phase ihres Lebens ausgeprägte Zwänge. 

In Bezug auf Zwangsgedanken braucht es freundliche Ermutigung, diese einmal in ihrer ganzen Ausprägung zu erzählen. Es muss deutlich werden, dass es in der Therapie nicht um ein weiteres Kontroll- oder gar Bestrafungssetting geht, sondern um eine echte und herausfordernde Zusammenarbeit unter Erwachsenen, die nur mit gemeinsamer Anstrengung Erfolg haben kann. Gerade unter dem Vorzeichen, dass die Therapie einer Zwangsstörung äußerst anstrengend sein kann, ist ein echtes Arbeitsbündnis unerlässlich. Denn es wird darum gehen, dass Betroffene genau das tun zu lernen, wovor sie vorher die größte Angst hatten.

Die Therapie hat in der Regel drei Bestandteile: 

  1. Verhaltenstherapeutische Übungen: Die wesentlichen Elemente der verhaltenstherapeutischen Behandlung sind Konfrontation und Reaktionsverhinderung. Konfrontation bezieht sich auf angstbesetzte Handlungen. Was bisher vermieden wurde, soll gerade getan werden. Beispiele: zu lernen, eine Türklinke anzufassen (was jahrelang mit allen Mitteln aufgrund von Infektionsängsten vermieden wurde) oder ein Fenster offen stehen zu lassen bei Verlassen des Raumes. Reaktionsverhinderung bezieht sich auf alle Zwangshandlungen, die bisher die Angst gesenkt haben (Säubern, Rituale, Kontrolle oder Ähnliches). Zum Beispiel wird der Herd nur einmal bewusst ausgeschaltet und dann die Wohnung verlassen – ohne kontrollierend zurückkehren zu dürfen. Oder das morgendliche Waschritual wird auf eine halbe Stunde begrenzt – koste es, was es wolle.
     
  2. Verstehende Zugänge aufgrund psychodynamischer Zusammenhänge: Der zweite Bestandteil der Therapie, der verstehende Zugang, ist aus unserer Sicht mindestens ebenso wichtig. Bei vielen Zwangssymptomen besteht eine deutliche Symbolik, bei Zwangsgedanken herrscht oft eine aggressive oder eine sexuelle Tönung vor. Wirklich verstanden werden können Symptome aber nur im therapeutischen Gespräch. Der Betroffene muss selbst fühlen, ob eine Idee oder eine Deutung der Therapeutin oder des Therapeuten zutrifft oder nicht. Das Verstehen einer Symptomatik und ihre Einordnung kann ihr einen großen Teil ihrer destruktiven und deformierenden Kraft nehmen.
     
  3. Medikamente: In vielen Fällen bietet sich auch eine medikamentöse Unterstützung an (mit modernen Antidepressiva), wozu es eine ermutigende Studienlage gibt.

Wir ermutigen jede neue Patientin und jeden neuen Patienten mit Zwangserkrankungen, sich auf die Herausforderung einer professionellen Behandlung einzulassen. In den meisten Fällen ist Hilfe möglich. 

Wir sind für Sie da

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Dr. Martin Grabe
Chefarzt Dr. med. Martin Grabe
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Prof. Dr. Markus Steffens
Chefarzt Prof. Dr. med. Markus Steffens